Am Blumenweg in Bern soll ein bestehendes Doppelmehrfamilienhaus umgebaut und saniert werden. Das unterkellerte Gebäude mit ursprünglich 16 Wohnungen und einem Dachgeschoss stammt aus den 1930er Jahren, wobei keine Bestandespläne vorhanden sind. Die massgebenden Abmessungen der Tragstruktur wurden mittels 3D-Laserscanning aufgenommen und in Bestandespläne umgewandelt. Angrenzend zum historischen Mauerwerksbau befindet sich eine als Rippendecke ausgeführte Einstellhalle aus den 1960er Jahren.
Gemäss SIA 269/8 muss bei solchen Umbauprojekten eine Beurteilung der Erdbebensicherheit durchgeführt werden. Mit der stetigen Verschärfung der Erdbebeneinwirkungen, den historisch bedingten Baumaterialien und dem Fokus auf vertikale Tragsysteme weisen solche Gebäude häufig eine unzureichende Stabilität im Erdbebenfall auf, sprich das Gebäude genügt den heutigen Anforderungen nicht mehr.
suisseplan wurde beauftragt, die Erdbebensicherheit des Gebäudes und die statische Integrität der Einstellhalle zu überprüfen. Für letzteres wurde das Tragwerk einer Zustandsuntersuchung unterzogen und anhand der vorgefundenen Bewehrung und Materialkennwerte wurden die erforderlichen statischen Nachweise geführt.
Die Überprüfung der Erdbebensicherheit nach SIA 261 erfolgte in diesem Fall nach dem sogenannten Pushover-Verfahren und dafür spezialisierten Computerprogrammen. Die Berechnung zeige einen zu tiefen Erfüllungsfaktor. In diesem Fall muss eine Detailanalyse gemacht werden, wobei die Verhältnismässigkeit einer erdbebenverstärkenden Massnahme bewertet wird. Bei diesem Tragwerk entschied man sich für eine aussteifende Stahlbetonwand über sämtliche Geschosse.
Neben den Erdbebenverstärkungen werden zudem einige tragende Wände abgebrochen, um attraktive Wohnräume zu schaffen. Die Vertikallasten werden über bis zu 5 m lange Unterzüge abgefangen und abgetragen.
Bei solchen Umbauprojekten muss immer damit gerechnet werden, dass Überraschungen am Bau auftreten. So sind stets kreative Lösungsansätze und kurze Reaktionszeiten gefragt, wodurch solche Projekte spannend und herausfordernd bleiben.